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Containern: 15 Monate im Selbstversuch

August 23, 2019

WORK IN PROGRESS, letzte Ergänzung am 2. Mai 2021

Aus Mitleid mit nicht mehr ganz perfektem Obst und Gemüse, das in meinem Bioladen reduziert angeboten wird, habe ich schon seit langem etwas angetrocknete Champignons, Fenchel mit einem braunen Fleck oder eine Tüte Äpfel mit einer kleinen faulen Stelle preisreduziert gekauft.

In einem Kontext von Berichten über Lebensmittelverschwendung in erschreckendem Ausmaß: Zuletzt nannte der Weltklimarat IPCC am 6. August in seinem Bericht zu Landnutzung und Klimawandel einen Anteil von 25 – 30 Prozent aller weltweit produzierter Lebensmittel, die verschwendet oder weggeworfen werden. Menschen in reichen Ländern würden jährlich 222 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll (oder wenigstens die Biotonne) werfen. Das sind pro Kopf gut 100 kg im Jahr. Für Deutschland werden in einer anderen Studie der Uni Göttingen jährlich 11,9 Millionen Tonnen genannt, davon 54 % aus Privathaushalten. Somit werfe jede*r Deutsche etwa 75 kg Lebensmittel pro Jahr weg. Diese Menge kann man sich kaum vorstellen. Und doch sind sie eher niedrige Schätzungen.

Ein grosses Problem ist, dass die Supermärkte – ob Discounter oder bio bleibt sich gleich – ihre Kunden daran gewöhnt haben, nur noch glattschalige Äpfel, Bananen ohne braune Punkte, gerade Gurken, frisches Blattgrün an Kohlrabi, Radieschen oder Möhren zu Gesicht zu bekommen. Perfekte Ware verkauft sich einfach besser. Dabei gehen viele der Standards des Lebensmitteleinzelhandels über die gesetzlichen Anforderungen hinaus – so das Umweltbundesamt: „Die Gesellschaft müsse sich bewusst werden, welch schwerwiegende Folgen ihr tägliches Einkaufsverhalten für Biodiversität und Umwelt habe“, wird es von der Zeitschrift bioboom zitiert.

Nachdem ich dann die lokale Foodsharing-Gruppe kennen gelernt hatte (die brachten zu diversen meetings unserer Saarbrücker Transition-Initiative immer wieder Kisten angebräunter Bananen mit, von denen man sich dann so viele mitnahm, wie man ernsthaft in anderthalb Tagen noch essen konnte)  und lernte, dass es neben der Saarbrücker Tafel noch mehr Leute gibt, die unverkäuflich gewordene Lebensmittel von Supermärkten vor der Biotonne retteten, war es wohl vor allem ein Gespräch mit einem der Transition-Akteure, das mich plötzlich dazu brachte, das „containern“ auszuprobieren.

Er erzählte, dass er seit langem so gut wie kein Geld mehr für Lebensmittel ausgibt, weil er in den Containern einer Discounterkette alles findet, was er zum Essen braucht. Obst und Gemüse, gelegentlich 20 Tafeln Schokolade oder sechs Tetrapacks naturtrüben Apfelsafts, dessen Mindesthaltbarkeit noch zwei Monate beträgt. Die Idee, auf diese Weise Lebensmittel zu retten, ist Mitte der 1990er-Jahre in New York entstanden. „Müllcontainer-Tauchen“ („Dumpster-Diving„) wurde das genannt. Wer das auch einmal probieren will: Auf WikiHow werden wichtige juristische und hygienische Fragen geklärt.

Für mich war der 2. Juli 2019 die Premiere: Erstmals bin ich zum Fussweg hinter meinem Bioladen, entdeckte dort zwei Komposttonnen und schaute hinein. Die Ecke ist fast nicht von außen einsehbar, ich mußte mich also nicht wie jemand fühlen, der aus Armut in Mülltonnen wühlt. Ich musste nicht tief tauchen, sondern fand – mit dem Arm leicht ereichbar – Obst und Gemüse mit kleinen Macken, noch völlig unbedenklich geniessbar. Und kam drei Wochen lang – bis zum Urlaub – fast jeden Tag nach Ladenschluss wieder hin, jedes Mal mit einer anderen Ausbeute.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

In den ersten Tagen war ich überwältigt von der Fülle, dann füllte sich der Kühlschrank und die ersten Fruchtfliegen zeigten mir, dass ich im Begriff war, zu überziehen, also mehr einzusammeln, als ich essen oder verarbeiten konnte. Also habe ich gelernt, dass ich faule Stellen an Äpfeln sofort abschneiden muss, um den unerwartet schnellen Faulungsprozess zu stoppen. Bei leicht schimmeligen Orangen und Zitronen lernte ich später, dass sie sofort zu verwerten sind.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 10. Juli änderte sich meine bisherige Einschätzung: Der Biomarkt entsorgt manchmal nicht nur Einzelstücke, die keiner mehr kauft – wegen kleiner Unregelmäßigkeiten oder fauler Stellen -, sondern gibt alle paar Wochen zehn oder mehr Kilo einer Frucht oder eines Gemüses in die Tonne, bei denen der Zeitaufwand des Aussortierens schlecht gewordener Ware offenbar zu groß geworden ist. Am häufigsten Erdbeeren, Äpfel, Orangen, Tomaten, Möhren und Brokkoli.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Aus Gründen der Verpackung werden dann Erdbeeren oder Kartoffeln weggeworfen, obwohl nur ein geringer Anteil schlecht geworden ist. Nachvollziehbar. Aber auch ich hatte zu agieren: Aus den viel zu vielen Äpfeln kochte ich Kompott und die Kinder bekamen – nach dem Abgreifen einer Melone – eine riesige Schüssel Fruchtsalat vorgesetzt. Ich lernte: Wir haben verlernt, bei der Verwertung von Obst und Gemüse die Arbeit zu akzeptieren, schlechte Teile abzuschneiden. Wir sind nicht nur zu Geiz, sondern auch zu Faulheit und Bequemlichkeit erzogen worden. Nicht perfekte Ware wird uns gar nicht mehr angeboten.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Ich lernte ferner, mir bei großen Mengen des gleichen Gemüses sofort den Kochtopf zu holen, in mein Kochbuch zu schauen und irgendwie zu versuchen, alles in ein leckeres Gericht zu verwandeln, von dem ich dann zwei bis drei Tage essen konnte. Zucchinisuppe zum Beispiel.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Und es gab wieder Möhrenmarmelade. Das Foto muss ich noch raussuchen.

Da scheine ich gerade im Trend zu sein: „Food-Prepping“ ist der neueste Schrei, also schlicht das Haltbarmachen durch Einkochen und im Weck- oder Marmeladenglas für später aufbewahren. Wie Oma „einwecken“ ist offenbar zu einem „Statussymbol einer jungen, urbanen Generation geworden“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Woche. „Einwecken“ bezieht sich auf die 1900 erfundenen Weckgläser und die Idee, Verderbliches durch Sterilisieren haltbar zu machen, um große Mengen an Saisonfrüchten, die man nicht in ein paar Tagen essen konnte, für später aufzubewahren. Für den Winter vor allem. Was fü Oma damals normal war, nennt sich heute hip „Zero Waste Küche“. Ich habe da vor allem aber eine tiefe Befriedigung empfunden, etwas mit den eigenen Händen zu machen.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Weil es Mitte Juli fast täglich Paprika und Pfirsische gab, begann ich, morgens Fruchtsalat mit Joghurt und abends große Salatschalen zu essen.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Nach der Urlaubspause habe ich Anfang August gleich weiter gemacht und den Kühlschrank neu bestückt (vor dem Urlaub musste ich ausmisten: ja, auch beim Containern muss man lernen, Früchte wegzuwerfen, manche faulen einem schnell weg).

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Dann kam die Kürbiszeit: Ich „erntete“ zwei Prachtexemplare, eins mit schwarzen Flecken, eins mit einem Schimmelansatz. Letzteres war nach ein paar Tagen wegzuwerfen, aus ersterem galt es, eine gute Suppe zu kochen. Das gelang auch mit einem Kürbis sehr gut, weil ich ein Rezept fand, in dem auch all die roten Paprika Verwendung fanden, die zuletzt angelaufen waren.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 7. August gab es neben Melone eine Tüte persischen Naan-Brots mit erster Schimmelspur. Ich wartete zu lange und hatte dann fast alles weg zu schmeißen. Das passiert manchmal, aber es gelingt mir, 90 Prozent der „geretteten“ Lebensmittel tatsächlich zu essen, wenn auch manchmal ein Viertel einer Melone wegzuschneiden ist. Die heutigen Früchte waren aber – wie immer – gut für den Imbiss im Bus von der Arbeit nach Hause.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 8. August fad ich erstmals eine Süsskartoffel neben dem üblichen Saisongemüse.

Versuch über das Containern (c) Ekkehart Schmidt

Und dann gab es plötzlich Spitzkohl. Ich nahm zwei der drei Exemplare und es galt dann, daraus etwas zu kochen: Das gelang und war sogar sehr lecker. So esse und koche ich plötzlich Gemüse, das ich weder aus der Küche meiner Mutter, noch sonstwoher kenne. Sehr gut das!

Versuch über das containern (c) Ekkehart Shmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 12. und 4. August wusste ich, dass es wieder Fruchtsalat en masse geben würde. Gut, dass die Kinder da waren, um tatsächlich eine Riesenschüssel Melone mit Pfirsisch zu tilgen….

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Versuch über das Containern (c) Ekkehart Schmidt

Am 18. August gab es die schlechteste Ausbeute in sechs Wochen: Ein Apfel.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 20. August war mal wieder Bratkartoffeltag, weil die Süsskartoffel, die Möhren und die Zucchini aufzubrauchen waren (ferner preisreduziert gekaufte Brokkoli und Champignons). Danach bin ich das erste Mal seit fast einer Woche wieder containern gegangen. Das mich selbst kontrollierende Ziel (auf dass mein Kühlschrank nicht völlig überquellt): noch ein Apfel oder eine andere Frucht für die Heimfahrt morgen. Die fand ich in der ersten Biotonne und nahm dazu zwei Gurken, obwohl ich noch genug hatte (aber sie sahen so frisch aus). In der zweiten Tonne dann eine Premiere: Lauch. Im Dutzend. Ich beschränkte mich auf ein halbes.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Ich habe am 21. August also ein Gratin mit Béchamelsauce gekocht. Eine Stange vergass ich. Das wird dann in den nächsten Tagen mit dem Sud des Ankochens der Lauchstangen für das Gratin noch für eine Lauchcremesuppe reichen.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Und dann gab es am 21. August völlig frische Möhren – satt, also in erstaunlich großer Menge. Ich beschränkte mich auf ein Kilo und schnippelte ein bisschen Möhrensalat um diesen mit dem Gratin-Rest am nächsen Tag im Büro zu essen.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 23. August habe ich endlich verstanden oder in einen Begriff fassen können, was mich am Containern so fasziniert und warum ich – fast suchtartig – so gut wie jeden Tag an die Biotonnen gehe: Es ist der Kick, unter einem Haufen abgezupfter Salat- und Kohlblätter einen Pfirsisch zu entdecken, hochzuholen und festzustellen, dass er noch fast völlig frisch ist. Und erstmals Limetten, eine große Ingwerknolle und eine halb vertrocknete Basilikum-Pflanze, die ich gleich auf dem Balkon umtopfte.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 27. August konnte ich endlich wieder die Kartoffelkiste auffüllen, am 28. August gab es ein halbes Dutzend Tomaten, so dass es zwei Tage lang Tomatensalat satt gab. 29- August gab es wieder Früchte in Hülle und Fülle, dazu zwei grosse Knoblauchzehen. Am 31. August gab es neben einer Süsskartoffel zur Abwechslung auch einmal Brokkoli und erneut Weintrauben:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 2. September habe ich etwas übertrieben bzw. konnte nicht widerstehen: Die Tomaten waren frei von schlechten Stellen, die kann ich schnell wegessen, aber nicht die Paprika und Bananen… Das merkte ich schon am nächsten Morgen anhand der Zahl der Fruchtfliegen…

Versuch über das Containern (c) Ekkehart Schmidt

Ein Kollege bei etika brachte mir dazu allerdings auch einen Gedanken näher, über den ich erst noch nachdenken muss: Da all diese Initiativen dieses ethisch unverantwortliche Wegwerfverhalten letztlich halbwegs bereinigen, stützen sie das System: Lebensmittel retten ist schön und gut, aber wir dürfen die Ursachen der Verschwendung nicht aus den Augen verlieren und auch an Lösungen mitarbeiten. Dazu gehört, sich auch an die eigene Nase zu fassen.

Es muß das ganze System umgebaut werden. Das Drehen und Korrigieren an kleinen Zahnrädern reicht nicht mehr. Statt sich für eine Legalisierung des Containerns einzusetzen, muss Druck ausgeübt werden, dass nicht jeder Discounter das ganze Jahr hindurch jedes Obst und Gemüse im Angebot hat, egal von wie weit her es herangeschifft werden muß. Der Konsument muß wieder lernen, dass es Erdbeeren nur im Frühling gibt. Die schmecken auch besser als die aus Übersee im November herbei gekarrten.

Egal, ich habe weiter gemacht. Am 4., 5. und 6. September ging es weiter mit Melonen und anderen Früchten, aber dann kam auch eine Salat-Überraschung:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Vom 9. – 14. September dann wieder täglich, es wurde gemüsiger und plötzlich auch verpackte Lebensmittel:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Bei so vielen Zwiebeln oder auch Erdbeeren auf einen Schlag, musste ich schauen, wie ich die schnell verarbeite: Als Suppe oder Fruchtsalat. Das bedeutet jedes Mal ein abschnippeln der schlechten Stellen, einer Arbeit, die uns durch das Angebot stets perfekter Waren abgewöhnt wurde. Es erneut zu erlernen empfand ich aber als befriedigend.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Die neue Angewohnheit, mir im Laden Joghurt zu kaufen und zum Frühstück Fruchtsalat mit Joghurt zu bereiten, wurde zum Standard: Sehr lecker und erfrischend. Ich habe mich wohl selten so gesund und vitaminreich ernährt, wie diesen Sommer. Urlaubsbedingt gab es eine Woche Pause, dann ging es – nach einer dringend nötigen Reinigung des untersten Kühlschrankfaches, am 21. September mit Biotonnenbesuchen alle zwei Tage weiter:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Dann kam der Oktober und mit ihm viele Äpfel mit kleinen Macken…

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Nach in Sachen Obst und Gemüse eher ausgeglichenen Wochen, kamen Ende Oktober noch einmal  satte Obsttage, jetzt auch mit den ersten Mango und Kiwi.

Der als „grau“ verschriehene November blieb bunt:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Nach einem mich eine Woche lang erfreuenden Topf Brokkolisuppe wurde es nun – bei derart vielen Champignons – mal wieder Zeit für Bratkartoffeln, mit losen Selleriestangen, sowie Weiß- und Grünkohlresten, neben den schon etwas älteren Möhren und einer gelben Rübe. Natürlich vermische ich das Containerte mit Gekauftem wie Sahne oder Käse. Aber meine warmen Mahlzeiten bestehen seit mittlerweile vier Monaten zu 80 – 90 Prozent aus weggeworfenem Gemüse. Wunderbar schmeckend.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Was die Brokkoli anging, lernte ich in einem sehr guten Text der Seite Niemblog, dass gelbe Verfärbungen keineswegs ungesund sind, Ich habe sie immer abgeschabt, Das wäre also – anders als bei bräunlich-faulen Verfärbungen – gar nicht nötig gewesen. Die Pflanze bietet dann nur nicht mehr die volle Kraft an Nährstoffen.

Am 11. November gab es so viele Pilze, Tomaten und Paprika, dass ich richtig viel liegen lassen musste. Ich lerne nur zu nehmen, was ich wirklich verarbeiten oder weitergeben kann.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Wenn – wie am 15.11. – wieder viel Obst im Angebot ist, versuche ich das meist gleich klein zu schnippeln bzw. faule Stellen zu entfernen, um meine Vorratsdose aufzufüllen. ein morgendlicher Fruchtsalat mit Joghurt gehört mittlerweile unbedingt zum Frühstück dazu, wie der Espresso.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Am 18.11. verzichtete ich auf das Containern und versuchte stattdessen, die vielen Karotten zu verarbeiten, ehe am 19.11. wieder eine Orangenschwemme begann:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Rund um Nikolaus gab es eine erneute Orangenschwemme, die ich nicht bewältigt bekam: Ich entnahm sie mit kleinem Schimmelfleck, aber schon nach einem Tag musste ich die Hälfte jeder Frucht entfernen. Es gibt also durchaus gute Gründe, warum manche Lebensmittel in der Biotonne landen.

Es wurde auch wieder Zeit für einen Salat, der – bis auf das Dressing und den Rukola vom Balkon – komplett aus der Tonne stammte.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Und dann kam die Woche vor Weihnachten, in der noch viel stärker die volle Fülle an Obst und Gemüse geboten wird – völlig unabhängig von saisonalen Erwägungen. Mit entsprechend viel unverkaufter Ware. Neu war Rettig: Ein Prachtexemplar mit kleiner fauler Stelle, aus dem ich mir vier Mal einen leckeren Salat aus geraspeltem Rettig mit geraspelten Äpfeln in Sahnesoße bereiten konnte… Und ein Sack Kartoffeln für das Weihnachtsessen. Die zwei Würstchen aß ich vorher.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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23. Dezember:

Es gab mal wieder Grünkohl, der an den Rändern leicht gelblich war – also war mal wieder Zeit für eine Suppe aus allem, was so im Kühlschrank schlecht zu werden drohte:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Einer der vielleicht wichtigsten Effekte meiner Erfahrung ist eine fast demütige Dankbarkeit für gutes Obst und Gemüse, das weit entfernt von Bauern gepflanzt, gegossen und betreut und schließlich geerntet wurde. Ich habe auf meinem Balkon und im Transition-Gemeinschaftsgarten erfahren, wie schwer es ist, gute, reife Früchte zur Ernte zu bringen. Damit bin ich von dieser arroganten, ungesund-entfremdeten Anspruchshaltung des Supermarktkonsumismus weg gekommen.

31. Dezember 2019, sowie 1. und 4. Januar 2020:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Jetzt ist ein halbes Jahr vergangen. Ich sollte Bilanz dieses Experiments ziehen, das längst Teil meiner Gewohnheiten wurde. Ich fürchte, es wird eine, bei der ich mir eingestehen muss, dass ich mich nicht wirklich vom Kick des Konsumverhaltens habe befreien können. Fast täglich gehe ich meine „Besorgungen“ machen, gebe nur kaum noch Geld für Obst und Gemüse aus…

Soll ich jetzt eigentlich weitermachen? Mit dem Containern und dem Dokumentieren? Aus Macht der Gewohnheit wohl ja. Aber nur noch alle paar Tage.

8. Januar 2020: Ein Brokkolitag. Ich habe nur 1/5 mitgenommen. Es gibt dieses Wochenende also Brokkoli- und Kürbiscremesuppe…

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

12. und 16. Januar: Weißkohl und Aprikosen sowie Zucchini, Paprika und Obst sowie passierte Tomaten und Käsereste (mal ein Versuch, ob noch genießbar…)

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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20. Januar 2020: Mittlerweile stresst es mich nicht nur, die Lebensmittel auch verarbeiten zu müssen (die Käsescheiben habe ich weggeschmissen), sondern fast schon, jeden zweiten Abend zu den Biotonnen gehen zu „müssen“, meist weil es an Obst für meinen längst unumgänglichen Frühstücksobstsalat mit Joghurt mangelt – eine oder zwei Stunden, nachdem ich im Laden noch einkaufen war und den Angeboten preisreduzierten Obsts widerstanden zu haben…

Gestern war das erfolglos, stattdessen gab es plötzlich anderthalb Kilo Auberginen, die – wohl wegen einer Beschwerde – längs aufgeschnitten worden sind, weil sich da braune Stellen zeigten. Also hatte ich einen großen Topf Auberginen mit gelben Linsen, Zwiebeln und der Flasche passierter Tomaten (Yeah, passt!) zu verkochen:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Dafür gab es heute dann die erhoffte gute bunte Mischung und vor allem mit satt Früchten. Darunter erstmals ein Granatapfel.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

21. Januar 2020: Sehr spät bin ich doch noch los, brauchte ein bisschen Früchte für den morgendlichen Obstsalat und Gemüse für die selbstgemachte Pizza morgen. Das bekam ich, sogar ein großes Stück Käse. Dazu aber weitere Rote Bete und neue Kürbisse (die Suppe ist noch gar nicht vollständig gegessen). OK…

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

28. und 31. Januar, 2. Februar 2020: Ich habe mich langsam im Griff, gehe nur noch, wenn es an Obst für die morgige Joghurtschale mangelt und schaue erstmal, ob ich nicht Reste verkochen sollte – ehe im Kühlfach neues Gemüse oben drauf kommt… Und nehme nur noch dann alles brauchbare mit, wenn ich am nächsten Tag meine Kinder besuche und etwas abgeben kann (sie lieben mittlerweile roten und gelben Paprika).

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Der Joghurt hatte übrigens kleine Haarrisse, war aber noch gut – und auch die Pizza war noch völlig in Ordnung. Ebenso das Toastbrot mit der eingerissenen Verpackung und das Ravioliglas mit dem eingerissenen Etikett am 4. und 6. Februar:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Und nach der Tomatenfülle vom 8. Februar (vier Stück, so groß wie Orangen) gab es Tomatensuppe. Nur für die Karottenschwemme fehlte mir zunächst eine Verwertungsidee, bis ich auf Salat mit Sahnesoße kam:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Mittlerweile gehe ich immer seltener. Eine Woche Pause bis zum 18. Februar, an dem ich mich auf eine kommende Woche morgendlichen Fruchtsalats mit vielen Trauben und Mandarinen freuen konnte (Fruchtsalat mit Joghurt gehört längst rituell und absolut unverzichtbar wie der Espresso zum Frühstück):

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Am 28. Februar gab es eine Kartoffel- und Zwiebelschwemme. Dazu ein Paket jungem Spinat, das mir beim Küchenlicht betrachtet doch schon zu angefault schien, weshalb ich es nicht zum Beute-Arrangement legte. Zu Unrecht. Mit etwas Säuberungsarbeit war er das perfekte Topping zu meinen Bratkartoffeln. Und die schon stark keimenden Kartoffeln werde ich bald auspflanzen.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Ich lerne, welches Obst und Gemüse sich noch gut und lange hält (Kartoffeln und Möhren!) und wundere mich, dass manche Sorten so gut wie nie in der Biotonne landen (Knollen- und Stangensellerie, Lauch, Wirsing, Grünkohl, Fenchel), selbst wenn von manchen immer wieder große Mengen der äußeren Blätter die Hälfte der Tonne füllen.

4., 8., 10. und 12. März:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Plötzlich Salat und Gurken satt. Ich hätte ein halbes Dutzend Salatköpfe mitnehmen können und hatte also ernsthaft zu überlegen, wie viele ich für mich verbrauchen und an  andere weitergeben kann. Aber Hauptsache genug Früchte für mein Frühstück.

15.März: Irgendwie kam ich nicht dazu, Salat zu machen. Dafür merkte ich erstmals, dass ich mich von der Obst- und Gemüsezufuhr per „Selbstabholer“ abhängig gemacht habe- Ich brauchte – mittlerweile süchtig nach Fruchtsalat zum Frühstück – dringend Obst und hatte am Samstag keins gekauft, weil ich ja wusste… Oh je und dann war die Ernte aber gering, zum Glück gab’s neben Zwiebeln zur Abwechslung Erdbeeren satt.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

17. und 18. März: Morgen gibt es Tomatensuppe (ich hätte die doppelte Menge mitnehmen können). Und dann Knollenselleriesuppe. Mit rote Bete als Vorspeise. Toll! Nur der morgendliche Fruchtsalat ist im Moment etwas sehr apfellastig.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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20. -27. März: Nach der Tomaten- die Trauben-, Erdbeeren- und Feldsalatschwemmen:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Die Feldsalat-Päckchen zeigten ein paar, sehr wenige gelbe und ein halbes Dutzend schwärzliche Blättchen. Nach fünf Minuten Zupf- und Säuberungsarbeit war der Salat bereitet. Noch zwei Tage später. Es ist sehr erschreckend, dass die Kund*innen offenbar nicht einmal mehr diese Arbeit auf sich nehmen, sondern täglich zu jeder Uhrzeit perfekte Ware erwarten. Sogar in Corona-Zeiten. Keinerlei Demut.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 2. April wurde ich – nach einigen Tagen Abstinenz – wieder beglückt durch zwei Pfund Erdbeeren, eine Riesen-Mango mit kleinem Katscher, sonstigem Obst und drei Gurken:

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6. und 8. April:

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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Es war mal wieder Zeit für blanchierten Mangold an Reis und meine zweite Tomatensuppe (italienischer Art mit Sahne) seit Beginn des Containerns. Den Mais gab es Ostersonntag, einen Tag nach einer Apfelschwemme.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Jetzt muss ich nur dringlich die Auberginen und den Apfelberg von letzter Woche verarbeiten, sonst habe ich die verschwendet. Denn: Lebensmittelverschwendung gibt es auch bei Leuten die containern oder sich zu gierig bei foodsharing eindecken!

15. und 16. April: Plötzlich Kartoffeln und jede Menge Salat, Zwiebeln und Trauben… Ich muss also mal wieder etwas weitergeben.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
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22. und 24. April: Wieder einmal – und sehr auffällig – Früchte völlig ausserhalb der Saison. Von wo auch immer die Kürbisse und die Rote Beete importiert wurden: Sie fanden keine Nachfrage. Kürbissuppenzeit ist der Herbst und Rote Beete werden in Mitteleuropa von Juli bis Oktober geerntet,.

containern (c) Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

27. April: Heute war`s mir erstmals seit langem wirklich peinlich, Eigentlich brauchte ich nur Südfrüchte, aber die waren halb verschimmelt… Dazu zwei Kiwis und weitere Möhren, die ich ganz gut verbraucht kriege.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 29, April gab es zwei halbe Knollen Sellerie und vier Stück Stangensellerie, zwar leicht gelbstichige, aber – nach Entfernung einiger Stellen – noch gut. Leider finde ich keine Rezepte für solch grosse Mengen Stangensellerie: Ob Salat, Suppe, Paste oder Eintopf – sie beziehen sich immer auf Knollensellerie. Ich nutze ihn gerne für Spaghettisossen oder zu Bratkartoffeln. Aber er schmeckt klein geschnippelt sehr gut als Salat, zum Beispiel mit Paprika.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

3., 5. und 9. Mai: Melonen…, wieder etwas völlig ausserhalb der Saison. Aber ich freute mich wegen der Abwechslung für meinen morgentlichen Fruchtsalat. Nur die angematschten Erdbeeren hätte ich besser liegen gelassen. Und – eigentlich seit Monaten fast täglich präsenten – Äpfeln, Orangen, Zwiebeln, Tomaten und Möhren. Ein Novum: grüne Paprika und Lauch.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

18. und 19. Mai: Ohne Ende Tomaten und leicht angewelkte Chinakohlblätter: Genug für ein Mittagessen (ich brauchte nur gekaufte Butter, Sahne, Gewürze und Gewürzbrühe beizufügen, alle anderen Zutaten waren containert: Zwiebel, Knoblauch, Tomaten). Dumm nur, dass ich dachte, es wäre Weisskohl, so kochte ich ihn etwas zu kurz und bekam nachmittags einen Hauch Bauchschmerzen… Aber lecker war`s ! Tags drauf die Mango hätte ich besser liegen lassen. Sie war wirklich „durch“, dafür Rote Beete sowie fette Äpfel und Paprika.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt
Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

Am 22. Mai gab es neben Frischkäse und Saurer Sahne fast 1 Kilo Grillbauchscheiben von Martinshof-Schweinen, abgelaufen am 9. Mai, aber da sie offenbar eingefroren worden waren, schienen sie noch geniessbar – und waren es tatsächlich, ich musste sie nur sofort anbraten. Am 23. Mai eine andere Besonderheit: Croissants, Apfeltaschen und anderes Gebäck (ich konnte alle, bis auf eine Apfeltasche wegessen). Am 26. Mai dann wieder extrem viele Tomaten, aber auch Pfirsische.

Containern: Ein Selbstversuch © Ekkehart Schmidt

30. Mai: Zum Pfingstwochenende gab es neben vielen Bananen und anderen Früchten erstmals Spargel, Hab ich noch nie selbst gekocht. Ei gut also… A propos Ei: Am 3. Juni gab es unter anderem zwei Schachtel heruntergefallener Eier, von denen zwei noch unzerbrochen waren (sie liegen hier zwischen halb faulen Aprikosen, die ich sofort verwenden musste). Am 5. Juni weitere Premieren: Rhabarber, ein Glas Würzsausse und vor 5 Tagen abgelaufene Forellenfilets, die noch gut waren.

Einer meiner Söhne mochte den Rhabarberkompott mit Joghurt, der andere verweigerte dieses saure Zeugs. Was wir nicht essen konnten, machte ich als Kompott in Marmeladengläsern ein.

Am 6. Juni gab es mehrere Packungen Schmelzkäse – aber das war ein Fehler: da war überall schon Schimmel… Am 10. Juni, einen Tag vor Fronleichnam, wurden etwa 10 kg Erdbeeren in die Biotonnen geworfen (zu 5 % angeschimmelt). Ich war bescheiden, anderthalb Kilo kann ich verwerten.

Am 12. Juni gab es eine ähnliche Schwemme, diesmal tiefgefrorene Wurst und Fleisch von 2019, gut 10 kg, von denen ich mir nur ein Drittel mitnahm:

Standard-Fleischkäse und Schinkenfleischkäse mit Pistazien vom Martinshof, Landjäger, Streichwurst der Sorte „Pfeffersäckchen“, Mini-Frikadellen, ein Minutesteak, vier panierte Schnitzel, je zwei Schwenkbraten und Schweinenackensteaks in Kräutermarinade, aber auch acht Bratwürste, mal veggie, mal nicht… Das meiste steckte ich gleich ins Eisfach, aber die Schwenker und Steaks brutzelte ich mir am nächsten und übernächsten Tag: einwandfrei. Ich glaube, ich habe seit gut drei Jahren – abgesehen von Hackfleisch und Würstchen – erstmals wieder Fleischlappen in der Pfanne gehabt.

Am 13. Juni wurde ich mit Brot (sehr selten) und Zwiebeln überrascht und auch am 16. Juni ging es mit Zwiebeln weiter (Zeit für eine Suppe), dann am 17. Juni mit Möhren und einer Papaya:

Weiter gings am 27. und 30. Juni mit vielen Möhren, Birnen und Melonen (ich nahm nur drei von gut zehn), ehe es am 7. Juli wieder eine ausgeglichene Mischung gab: von allem etwas. Mein Jubiläum „1 Jahr Containern“ am 2. Juli verpasste ich. Ich werde weiter machen, aber vielleicht diese Doku abbrechen.

Nach zehn Tagen Urlaub hatte ich am Samstag Abend des 18. Juli meine Vorräte an Obst und Gemüse aufzufrischen. Das gelang perfekt. Am 21. Juli gab es mal wieder Trauben und als Besonderheit einen Karton Bio-Dünger (auch gut). Die schwarze Tonne, die ich selten konsultier, bot am 25. Juli ein Dutzend Flaschen Tomaten-Passato (wegen angeschimmelter Etiketten nach Wasserschaden, aber völlig OK) und Oliven meiner Lieblingsmarke. Bei den zwei Besuchen danach gab es nur wenig. Vielleicht höre ich das Dokumentieren jetzt auch langsam mal auf. Nur noch der 28. Juli wegen des Geflügelsalats, der 30 und 31. Juli wegen wunderbaren Äpfeln (denen nur eine kleine faule Stelle wegzuschneiden war) und des Salats und der 7. August wegen der Tomaten und Champignons, von denen ich nur ein Fünftel mitnahm…

Ach, ich schaffe das nicht. Es gibt immer Neues: ein Berg Brot am 5. September, eine gute Obst-Gemüse-Mischung am 9. September ..

Doch dann wurde ich durch eine Augen-OP flach gelegt … Weiter ging es erst am 19. Oktober und 1. November:

Das waren Ausnahmen, weil mir zu viel Gemüse im Kühlschrank verschimmelte… Ich ging nur noch aus Freude an möglichen Überraschungen. Zuletzt erlebte ich eine unschöne: Ich habe den blog wohl mit Fotos überlastet, so verschwanden die abschliessenden Literaturhinweise… Wink mit dem Zaunpfahl: Ich sollte das hier beenden.

Nachtrag vom 3. Mai 2021: Ich containere und fotografiere die Beute weiter, dokumentiere es hier nur nicht mehr. Korrektheitshalber versuche ich aber, die verwendete Literatur nachzutragen:

Verwendete Quellen: Makellos auf Kosten der Umwelt, bioboom, Winter 2020

Containern: 15 Monate im Selbstversuch (c) Ekkehart Schmidt

3 Kommentare
  1. Sehr guter und löblicher Versuch.
    Aber wie Du sagst, dürfen wir natürlich nicht die Ursachen aus dem Augen verlieren und müssen versuchen, diese Ursachen abzubauen.

  2. bernhard kirsch permalink

    Vielen Dank für den anschaulichen Bericht. Was ich bisher über Containern gelesen oder geguckt habe, war immer so furchtbar spektakulär: Junge Berliner Freaks steigen über Zäune und brechen Schlösser auf und landen bei den Bullen und so. Dein Bericht hingegen sehr bodenständig. 🙂

    • Stimmt. Danke für die Anmerkung. Spektakulär ist bei mir nur der Kampf gegen Schimmel und Faulstellen: Ich musste lernen, die Sachen sehr schnell und flexibel zu verarbeiten 😉

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