Zum Inhalt springen

Versuch über versandete Möwenfedern

August 23, 2019

Möwen kreischen und klauen einem frech von hinten die Pommes vom Teller. Fliegen aber auch erhaben über unseren Köpfen die Meeresküste ab oder folgen Fischkuttern – ausdauernd und ewig hungrig. Soll ich hier mal poetisch werden? Das Thema lädt dazu ein, scheint aber auch etwas abgegriffen zu sein: Möwen = Sehnsucht = Freiheit.

Man findet einige schöne Gedichte, klassische wie von  Eduard Wissmann oder Christian Morgenstern, und zeitgenössische: von eher klarer, konventionell-romantischer Art (gefährlich nah am Kitsch entlang schrammend), wie „Wenn ich eine Möwe wäre„, oder auch andeutungsreich schwermütig, wie „Der Tag, an dem die Möwen zweistimmig sangen„. Offenbar scheinen sich die Menschen gerne vorzustellen, eine Möwe zu sein.

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Nein, ich kann nicht dichten. Aber vielleicht können euch die folgenden, durchaus poetisch wirkenden Fotos, aufgenommen auf Borkum Ende  Juli,  eine Anregung sein, in das lebendige Sein und dessen unerbittliche Endlichkeit hinein zu fühlen. Auch wenn ihr nicht 55 werdet, wie ich nächste Woche.

Mir fielen einfach plötzlich die manchmal bizarren Sandverwehungen an Federn auf, die sich am weiten und menschenleeren Nordstrand der Insel fanden. Oder besser gesagt: Die Federn wurden im Sand festgehalten, bewegten sich aber oft noch tagelang – vom unerbittlich pfeifenden Wind zerzaust, wodurch sich manchmal auch Keilspuren abzeichneten, schöne Muster bildend. Und warfen fein ziselierte Schatten.

Die einzigen Zeichen und Spuren von Leben auf der Weite des Strandes, sieht man einmal ab von Muscheln und Tang am Brandungssaum, Einsiedlerkrebsen in kleinen Lagunen und natürlich dem Strandhafer am anderen Ende der weiten Fläche, da, wo sich durch ihn die Dünen auftürmen und halten.

Strandhafer auf Borkum © Ekkehart Schmidt

Manche liegen schlapp herum, andere wirken wie Masten von Segelbooten und wieder andere erinnern an Fische. Einige sind noch luftig, andere schon schwer.

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Federn symbolisieren mir das majestätische Hochsteigen wie auch das luftig-wippende Niedersinken. Der Sommer ist fast vorbei, der Herbst kündigt sich an. Was leicht war, wird schwer.

Versuch über versandete Möwenfedern © Ekkehart Schmidt

Kommentar verfassen

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..