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Alpakas im Almet

Februar 26, 2012

„Alpakas“ postete eine Freundin auf Facebook, als es Mitte Februar so eisig kalt war. „Ja!“, hab ich geantwortet, „hab mir auch grad superwarme Handschuhe gekauft!“ Aber das meinte sie gar nicht. Sondern tat ihren neuen Job kund: Künftig würde sie stundenweise auf einer Alpaka-Farm arbeiten. Die Tiere füttern, Köttel von der Wiese rechen und den Laden hüten, wenn die Inhaber nicht da sind. Als Knecht also, oder sagt man Knechtin? Und das im Almet bei Saarbrücken, direkt an der französischen Grenze.

Nichts wie hin also diesen Sonntag:

Und da weiden sie tatsächlich: 23 Alpakas und drei Lamas. Stuten und Fohlen getrennt von den Hengsten. Alpakas sind eine seit Jahrtausenden in den südamerikanischen Anden gezüchtete Kamelform. Ihre Wolle (das Vlies) wärmt besonders gut. Auf der Weide vor dem Wald der Spicherer Höhe, auf deren halber Höhe die deutsch-französische Grenze verläuft, grasen 16 Stuten und Fohlen:

Seit 2009 besteht die Saar Alpaka Farm, das heißt: Vorher war hier ein Island-Pony-Hof. Den Maulwürfen ist egal, wer oben grast: Sie buddeln fleißig Tunnel für Tunnel, Hügel für Hügel …

Rainer Frenkel und Christiane Groß haben eigentlich keine Bezüge zur Landwirtschaft, außer dass Rainers Großvater einen Hühnerhof hatte. Nachdem sie einen Dokumentarfilm über einen englischen Alpaka-Züchter gesehen hatten, war es um sie geschehen. In England erstanden sie einen Hengst und acht Stuten, suchten dann erst nach einem Hof, bis sie hier fündig wurden. Jetzt sind sie Nebenerwerbslandwirte. So kann das gehen.

Ja, so ist das eben mit der Liebe auf den ersten Blick. Jedes Tier hat seinen ganz eigenen Gang und Gesichtsausdruck, seine individuelle schräge Frisur und Augen- und Fellfärbung. Ich könnte jetzt 23 Porträts posten (hoffentlich übertreibe ich es nicht):

Merkwürdigerweise wirken diese in den peruanischen Anden heimischen, später aber in Australien weiter gezüchteten Tiere, hier gar nicht deplatziert. Sie grasen ganz ähnlich wie Schafe. Da sie sich sehr langsam bewegen und nur selten leise gurrend-quiekende Töne von sich geben, einen bei der Annäherung jedoch mit großem Fragezeichen im Blick  betrachten, fühlt man sich in eine fast surreal-unwirkliche Anwesenheit hinein. Kennt jemand die Geschichten von den Mumins? Mich erinnerten die Alpakas jedenfalls an die rätselhaften Hatifnatten.

Und dann sind da noch die drei Lamas und zwei Alpaka-Hengste, die sich gegenüber ihren Brüdern zu dominant verhielten und deshalb zu den Lamas kamen (um einmal zu erleben, wie das ist, stärkere Brüder zu haben). Während das Alpaka in den südamerikanischen Zivilisationen seit 5000 Jahren wegen seiner wolle gezüchtet wurde, diente das Lama vor allem als Lasttier:

Gegen 17 Uhr werden die Alpakas zum Stall gebracht. Die Lamas bleiben weit draußen und werden dort mit Heu und Nahrungsergänzungsmitteln gefüttert (sie benötigen ein bestimmtes Vitamin, das sie in den Anden durch die starke Sonneneinstrahlung bilden können, im deutschen Winter jedoch nicht).

Auch der Hofladen schließt jetzt. Hier bekommt man Handschuhe, Mützen, Pullover und Westen aus Alpaka-Wolle, hergestellt in Peru, sowie Wolle der hiesigen Alpakas, jeweils namentlich zugeordnet. Wer möchte, kann sich also seinen Schal wahlweise aus Wolle von Luna oder Tatameia stricken.

So. Wer jetzt nicht wissen möchte, wo die Farm liegt, ist innerlich tot, wirklich extrem beschäftigt oder genervt, weil das Erlebnis hier schon vorweg genommen wurde. Aber das stimmt nicht: Man muss diese liebenswert scheuen und doch neugierig-kontaktfreudigen Tiere gerochen, gefühlt, gesehen und beobachtet haben. Ich habe jedenfalls selten etwas Entspannenderes erlebt, als einen Nachmittag bei den Alpakas im Almet.

Aus Saarbrücken-St.Arnual kommend radelt oder geht man über die „Verlängerte Julius-Kiefer-Straße“ vorbei am Tabaksweiher und folgt der Beschilderung „Erbeldinger Hof“. Die Saar Alpaka Farm liegt direkt neben dem Landgasthof. Man kann auch vom Gasthaus „Woll“ auf den Spicherer Höhen den steilen Pflastersteinweg hinter den Kriegsgräbern hinunter laufen und sich an der ersten Wegegabelung unten rechts halten. Hinter dem letzten Grab der historischen Schlacht von 1870 entdeckt man neben Pferden einige gar nicht so deplatziert wirkende Lamas…, geht dann weiter und findet rechterhand die Farm.

Der Hofladen ist geöffnet: Freitag 15-19 Uhr, Samstag und Sonntag 13 – 19 Uhr (im Winter bis 17 Uhr). Besucher sind sehr willkommen, es besteht kein Konsumzwang. Man kann hier aber auch bei wärmerem Wetter Alpaka-Wanderungen verschiedener Art und Länge buchen oder einen Kindergeburtstag feiern. Oder ein ganzes Wochenende mit Wanderung und Frühstück in der Ferienwohnung auf dem Hof verbringen.

Homepage der Farm

Artikel in der Saarbrücker Zeitung (15. Mai 2010)

Informationen zu Alpakas

Alpaka Zuchtverband Deutschland

Copyright der Fotos: Ekkehart Schmidt-Fink

From → SaarLorLux

3 Kommentare
  1. Hallo, ich würde mich für einen Kindergeburtstag interessieren. Können Sie mir da näheres dazu sagen. Es handelt sich um ca. 15 Kinder im Alter von 9-10 Jahren – überwiegend Mädchen. Grüsse Beate Spaziano

  2. Hallo Beate, dies ist nicht die homepage der Farm. Am besten wendest du dich an Rainer oder Christiane: info@saar-alpaka.de, Tel.: 0681 680 98 17 oder mobil: 0173-190 39 30. Liebe Grüsse, Ekkehart

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  1. Tabaksmühle_Saarbrücken | akihart

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