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Backstage Exit07

März 7, 2015

Am 8. Mai 2015 bietet sich die letzte Gelegenheit, dem Kulturzentrum CARRÉROTONDES im Luxemburger Stadtteil Hollerich einen Besuch abzustatten, ehe es an den Bahnhof umzieht. Entstanden war es im September 2008 als Provisorium in einer ehemaligen Industriehalle. Bis zur Sanierung der Rotunden am Bahnhof sollte hier den vielen im Laufe des Jahres 2007, während dessen Luxemburg europäische Kulturhauptstadt war, entstandenen Initiativen ein Raum zur Produktion und Aufführung von Kunst und Kultur geboten werden. Neben Ausstellungsräumen und einem Theater- und Vortragssaal entstand hier auch das Exit07, eine Cafébar mit Bühne und Freiluftterrasse: Ein siebenjähriges Provisorium mit viel Charme.

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Im Juni wird es  so weit sein: Das CARRÉROTONDES zieht ein Jahr später als geplant „zurück“ hinter den Bahnhof.

Damit schließt auch das Exit07, auf dessen Bühne im Laufe der Jahre viele Dutzende lokale wie internationale Bands, meist Newcomer der Independentszene aufgetreten sind. Darunter auch manche heute bekannte Namen.Weil dienstags meist wenig los war, bekamen Vereine wie mein Arbeitgeber etika, die Möglichkeit, im Rahmen der Reihe „Open Square“ hier eigene Veranstaltungen durchzuführen. Wir erfanden das Quiz „Qui veut gagner en vision?“, bei dem anfangs prominente Kandidaten wie Romain Schneider, Sylvia Camarda oder Serge Tonnar, später Leute aus dem Publikum ernste, aber witzig präsentierte Fragen aus der Welt der Politik und Finanz zu beantworten hatten. Da die von uns als Profi engagierte RTL-Journalistin am Vorabend des ersten Quiz einen Hexenschuß erlitt, musste ich einspringen und den Günther Jauch geben. So kam ich dazu, mich sicherlich ein Dutzend Mal – in anfangs großer, dann abnehmender Nervosität – backstage umzuziehen.

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Bevor es in die hinteren Räume ging, sass ich aber immer schon auf der Terrasse, um bei einer Zigarette auf die ersten Gäste zu warten, manchmal mit ähnlich nervösen Ausstellungsmachern, die – auf einer ganz anderen Baustelle tätig – schon zum Bier übergegangen waren…

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

„Backstage“ hieß hier, einen großen, cool gestalteten Raum mit Küche, Toilette und Dusche zu nutzen. An den Wänden die Namen der Bands, die vor mir hier ein letztes Bier getrunken, die Gitarre gestimmt oder sich vor Angst in die Hose gemacht haben. Mein Problem war eigentlich immer nur, auf ausreichend Teilnehmer zu hoffen: Also mindestens 20, idealerweise 40-60. Zwar haben hier weder die Stones, noch Bowie gespielt, aber backstage ist wohl immer ein besonderer Raum, schließlich muss hier hinter den Kulissen die Verwandlung von Privatpersonen in mehr oder weniger  künstliche Bühnenfiguren vollzogen werden. Hier ist noch privat, draußen ist die Show. Zwar gibt es genug Mythen von After-Show-Exzessen im Backstage-Bereich, in Wirklichkeit ist dies aber ein ziemlich langweiliger Ort. Der norwegische Soziologe Ståle Økland hat acht Rock- und Heavy Metal Bands auf Tournee begleitet und in seiner Publikation Tenk som en rockestjerne (2013) beschrieben, wie öde dund eng getaktet as Tourleben ist, dass man extrem viel Zeit mit Warten verbringt, sehr nüchtern lebt und nach dem Konzert höchstens mal ein Bier kipptt – wie ein Beamter ja auch sein Feierabendbier trinkt.

Etwas ist diese Situation hier auch inszeniert worden, im Vintagestil der Möbel, dem Porträtfoto des großherzoglichen Paares und den zum gleißenden Licht der Bühne weisenden Pfeilen auf dem Boden. Aber ich konnte mir gut vorstellen, wie das sein muss, wenn man auf den Punkt raus zu treten und sofort bühnenpräsent zu sein hat. Mir blieb das zum Glück erspart. Ich habe hier nur meinen Büro-Rucksack abgelegt, ein besseres Hemd übergezogen, um dann draußen weiter bei unseren Vorbereitungen zu helfen.

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Für mich ging’s hier nicht mit Showeffekt auf die Bühne, sondern erstmal für ein letztes Angstpippi auf die ähnlich cool vom lokalen Graffitikünstler Sumo und anderen gestaltete Toiletten:

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Meist blieben die Sessel und Hocker nicht so leer, wie kurz vor der Veranstaltung. Es waren immer halbwegs zeitig zwei Dutzend Gäste da, so dass wir loslegen konnten. Uff, unter einem Dutzend wäre peinlich. Es war natürlich nicht immer so schlimm, manchmal kamen sogar 40 bis 60 Leute, aber im Kopf blieben mir die anderen Abende…

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Wenn’s gut lief, springt man hier nach der Veranstaltung beschwingt von der Bühne und darf – als Band – für Zugaben nochmal zurück…

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

So schade es auch ist, dass die alten CARRÉROTONDES jetzt bald Geschichte sind, hatten sie sich doch – abgesehen vom etwas abgelegenen Standort – als Provisorium wirklich bewährt, so sehr darf man auf die neuen Räume gespannt sein. „EXIT… le CarréRotondes!“ heisst es am Freitag, 8. Mai ab 18 Uhr bei einer Einladung zu einem festlichen Abschiedsabend für Partner und Publikum. Das Eröffnungswochenende beginnt dann nach dem Umzug am Samstag, 13. Juni mit Live-Musik, DJ Sets, Performances nnd Kunstinstallationen. Am Sonntag gibt es ein maßgeschneidertes Angebot für Familien.

Nachtrag vom 21. September 2018: Das Exit 07 heisst jetzt „Carré“, jedenfalls ist es kurzfristig mit einem Tanzabend mit dem Ensemble Lucilin und seinem Bal contemporain erneut zum Leben erweckt worden. Das Gebäude selbst wird für Veranstaltungen genutzt, zum Beispiel im Frühjahr für die Transition Days.

Adresse: CarréRotondes, 1 rue de l’Aciérie, L-1112 Luxembourg • B.P. 2470, L-1024 Luxembourg, Tel.: +352 2662 2007

Backstage Exit07 © Ekkehart Schmidt

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