Escher Kafé_Esch/ Alzette
So kann man ein altbackenes Bistro gelungen sanieren und aufpeppen, ohne frühere Kunden zu verprellen: Vor zwei Jahren entstand in den Räumen einer Eckkneipe mit Kegelbahn am Rand der Innenstadt von Esch/ Alzette das Escher Kafé als heller, auf ökologische Nachhaltigkeit setzender Viertelstreff. Ein bisschen wie die Mesa, nur ohne die Transition-Aktivitäten dahinter und ohne Verkauf lokaler Produkte.
Aber seit der Eröffnung im April 2017 finden sich jetzt auch junge Leute ein, sitzen draußen auf Europaletten oder erzählen drinnen, nutzen vielleicht auch die Spielmöglichkeiten – vom Kicker über Darts bis zur Kegelbahn – die wohl aus den alten Zeiten stammen, als hier eher nur ältere Männer saßen. Wenn ich dem Kellner Glauben schenken kann, der mir letzte Woche ein bisschen erzählte, so kommt auch ein Teil der alten Stammkunden noch. Und man verträgt sich.
Das obere Foto stammt von 2009 (GoogleEarth) und zeigt das Vorgängerlokal, dessen Namen ich noch herausfinden möchte, die anderen habe ich bei zwei Besuchen im Juni 2019 aufgenommen: Erst an einem Montag-Mittag, als es dummerweise geschlossen war, dann an einem anderen Tag letzte Woche.
Das Lokal ist das Gemeinschaftswerk von vier Personen (Claude Mondloch, Ben Peporte, Salome Pinheiro und Sonia Dos Santos), die gemeinsam mit der Hauseigentümerin Eve Lynn Beckius die Konzeption und Einrichtung entwickelt haben. Ben Peporte, der seit Jahren sein eigenes Bier „Ben’s Bier“ in „Den Heischter“ brauen lässt und schon seit einigen Jahren mit der Idee einer eigenen Kneipe schwanger ging, hörte 2016 davon, dass dieses Café leerstehe – und zwar ohne Lizenzen einer der großen Brauereien. So konnten sie hier über ihr eigenes Sortiment entscheiden: Neben selbstgebrautem Bier und selbstgemachten imonaden auch traditionele Tee- und Kaffeespezialitäten. Was es nicht gibt: Coca Cola und Produkte von Nestlé. Zu essen gibt es Quiche und Tagesgerichte für 10,50 Euro.
Im Hauptraum stehen fast ausschliesslich Second-Hand-Möbel, unter anderem alte Schultische. Neben einem kleinen Leseraum mit Büchern und von der Flüchtlingsinitiative „Hariko“ gestalteten Stühlen, direkt rechts am Eingang, findet sich links hinten der Zugang zur umgestalteten Kegelbahn mit Toiletten: ein Ort für Parties, Konzerte, Stand-up-Comedy und Ähnlichem. Hinter dem Vorhang, der den üblicherweise genutzten Schankraum begrenzt, öffnet sich die Tiefe der alten Kegelbahn.
Viel Zeit hatte ich leider nicht, da ich nur in der Mittagspause aus Luxemburg gekommen war, aber für einen Espresso draussen reichte es noch.
Adresse: 55 rue Clair Chêne, 4061 Esch-sur-Alzette, Tel.: 24 55 97 10, escherkafe@gmail.com
Escher Kafé_Esch/ Alzette © Ekkehart Schmidt