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Caffè Piccarozzi_Rom

Januar 30, 2015

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

In der römischen Julihitze zieht einen an der halbkreisförmigen gewaltigen Piazza della Repubblica der Schatten eines klassizistischen Palazzo der Gründerzeit unter hohen Arkaden unwiderstehlich an, erst recht, wenn sich dort ein Caffè wie das Piccarozzi verbirgt. Der Marmor kühlt und die Sonne sticht nur machtlos Schlagschatten unter Tische und Stühle, ohne dass ihre Wärme zu einem dränge: Wunderbar, hier lässt sich’s ein Weilchen aushalten, vor oder nach einem Besuch der Basilika Santa Maria degli Angeli e dei Martiri, auf die man von hier aus schaut, oder der Überreste der diokletianischen Thermen dahinter, die derartig gewaltige Ausmaße gehabt haben müssen, dass sie ursprünglich bis hierhin reichten. Insofern ist der Ort ein schönes Beispiel dafür, dass man oft nur sieht, was man weiss bzw. mangels Wissen oft die interessantesten Dinge übersieht.

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Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Das Café ist Eiscafé, Tabakladen, Bar, Restaurant und Sandwichstube zugleich. Man kann hier schön ausruhen und Business-Römer beobachten. Zum Essen sollte man sich aber besser etwas anderes suchen. Das Café liegt nicht nur direkt an der Metro-Station Repubblica – Teatro dell’Opera, seine Lage ist vor allem deswegen interessant, weil man sich hier recht gut in die Antike zurückdenken kann: Der frühere Name des Platzes, der auch heute noch gebräuchlich ist, war Piazza dell’Esedra. Der Begriff stammt von der „Exedra“ der Diokletiansthermen, die bis heute die Platzgestalt bestimmt. Dieser halbrunde nischenartigen Raum, der sich gegenüber des Calidarium auf einen Platz öffnet, der wohl einmal ein Theater war, begrenzte die 298 – 306 n. Chr. entstandene Thermenanlage südwärts.

Caffè Piccarozzi_Rom © Ekkehart Schmidt

Und tatsächlich: Die 1887-98 von Gaetano Koch errichteten zwei monumentalen halbkreisförmigen Gebäude am unteren Platzrand mit je 120 m Länge (blau bei Nr. 13 eingetragen) zeichnen diese Exedra bis heute exakt nach (rechts befindet sich heute das Hotel Exedra, im linken Gebäudekomplex befindet sich unser Café), wie die Zeichnung von Dal Maso zeigt. Auch die Basilika (Nr. 2) steht auf einem Teil der antiken Thermenanlage, der mit Ausmaßen von 380 x 370 m und einer Fläche von 112.500 qm jüngsten und größten in Rom, die 2000 Badegästen Platz bot. Aber das ist streng genommen falsch ausgedrückt: Nimmt man den kirchlichen Zierrat weg, so steht man – statt in einer Basilika – in der ehemaligen Halle für lauwarme Bäder. Das ist das faszinierende an historisch „tiefen“ Städten wie Rom, Istanbul, Jerusalem, Kairo oder Damaskus: Antike Ruinen werden in der räumlichen Enge der Stadt in späteren Jahrhunderten umgenutzt und können in ihrer neuen Funktion gut und gerne 2000 Jahre erhalten bleiben.

Adresse: Piazza della Repubblica 63 , Rom 00185, Italien

Quelle des obersten Fotos und der Angaben zum Platz: Wikipedia; weitere verwendete Quellen: Coarelli, Filippo: Rom. Ein archäologischer Führer, Herder Verlag, Freiburg, Basel, Wien 1974, Neuaufl. 1989, S. 229-232; Dal Maso, Leonardo B.: Das Rom der Cäsaren, Edizione Bonechi, Firenze 1973, Neudruck 1993 (im Original: Roma die Cesari, Collana Italia Artistica No 8); Uesseler, Rolf (Hg.): Rom. Stadtreisebuch, VSA-Verlag, Hamburg 1990, S. 185.

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