IndignaCtion, Luxemburg
Auf Einladung der Anna Lindh Stiftung tauschen zur Zeit Aktivisten verschiedenster Bewegungen aus Ländern beidseits des Mittelmeers sowie Mitteleuropas ihre Erfahrungen aus und vernetzten sich. Vom 10. – 12. September trafen sich gut 100 Blogger, Sozialaktivisten, Indignandos und Revolutionäre aus Ägypten, Belgien, Frankreich, Griechenland, Marokko, Spanien, Syrien und Tunesien im Kulturzentrum Abbaye de Neumünster (CCRN) in Luxemburg. Eine der Hauptfragen war, wie die Zivilgesellschaft über Protestaktionen hinaus zu konkreten alternativen Handlungsaktionen für einen Wandel in Wirtschaft, Politik, Kunst, Bildung und Medien kommen kann.
Das Forum wird unterstützt von Ali Farzat, syrischer Karikaturist und Gewinner des Sakharov Preis 2011, Lina Ben Mhenni, tunesische Cyber-Aktivistin und eine der Nominierten für den Friedensnobel von 2011 (anwesend), Edgar Morin, Direktor Emeritus für Forschung am CNRS und Stéphane Hessel, französischer Botschafter. Das Forum strebt gemäß den Veranstaltern „eine Positionierung an zwischen der Entrüstung und Ablehnung gegen Ungerechtigkeit und Wandel“.
Am Dienstag begann die Konferenz mit einem Gespräch per Skype mit Paolo Dall’Oglio, Gründer des Mar Musa Klosters in Syrien (zur Zeit im Exil):
Auf dem ersten Panel sprach Gloria Mika, Bildungsaktivistin und Top Model (links) über ihre Erfahrungen in Gabun und Griechenland: „Taking action or in-action is a choice“. Georgia Bekridaki von der „Time Bank“ (Mitte) und Christos Kemenidis vom „Potatoe Movement“ (rechts) schilderten vor einem überwiegend arabischen Publikum ihre Erfahrungen mit konkreten Aktionen in Griechenland:
Rasha Shaaban, ägyptische Bloggerin und Sakhi Montassir, ein marokkanischer Aktivist vom „20 February Movement“ wunderten sich, wofür sie in der Heimat kämpfen: Für eine Demokratie, in der man dann wieder gegen Machteliten kämpfen muss …
In einem zweiten Panel sprach der belgische Journalist Michel Collon, Gründer von Investig’action, über den globalen Neokolonialismus der multinationalen Unternehmen, die – unterstützt von der Politik und desinformierenden Medien – ungebremst weiter ausbeuten, Armut produzieren und Kriege initiieren. Anschliessend sprach Jean-Sébastien Zippert vom Verein etika in Luxemburg über die in dieses System integrierte unkontrolliert wuchernde Finanzindustrie, die jeden Kontakt zur realen Wirtschaft verloren hat:
Xavier Renou, Gründer der französischen Initiative „Les désobeissants“ (die Ungehorsamen):
Rasha Shaaban und Claude Frisoni, Direktor des CCRN:
Am Mittwoch wurde im nach einer freien Themensuche im Open Space Verfahren diskutiert (und natürlich ständig weiter getwittert, u.a. durch die Tunesierin Lina Ben Mhenni):
Eine von sechs Open-Space-Runde debattierte die aktuelle Situation in Syrien. Andere unterhielten sich tête à tête:
Mittwoch-Nachmittag fand wieder eine Plenumssitzung „Voices from the networks“ statt, in der es um Good practice ging. Unter anderem wurde per Skype Maher Issa (Gaza) zugeschaltet, der von seinen Bemühungen berichtete, eine „Citizen Academy“ zur Demokratieschulung aufzubauen. Vorne links Alessandro Valero von European Alternatives.
Copyright der Fotos: Ekkehart Schmidt-Fink
Einladung zum Forum IndignaCtion (Anna Lindh Stiftung)
Interview mit Claude Frisoni auf Vimeo
Arab Spring Activists and European Indignados come together (engl. Text zur Veranstaltung)